Jodmangel und Fertilität
Hat eine Jodunterversorgung Folgen für die Fertilität?
Frauen mit ausgeprägter Unterfunktion der Schilddrüse sind oft infertil, zeigen Zyklusstörungen bis zur Amenorrhoe und Menorrhagien sowie anovulatorische Zyklen. Da auch ein lange bestehender alimentärer Jodmangel zu einer Jodverarmung der Thyreozyten und damit zu einer latenten oder manifesten Hypothyreose führen kann, ist es nicht überraschend, dass bei systematischer Untersuchung der Schilddrüsenhormonparameter im Blut H.G. Bohnert et al. (Schilddrüsenkrankheiten in der Schwangerschaft und Stillperiode, Verhandlungsbericht des 11. Wiesbadener Schilddrüsengesprächs, Seite 54 ff., pmi Verlag, Frankfurt, 1992) bei den von ihnen untersuchten Frauen in 15 % laborchemisch eine hormonelle Minderleistung der Schilddrüse durch eine Erhöhung des basalen TSH-Spiegels im Serum und eine Erniedrigung der Serum-Konzentration für das freie Thyroxin festellen konnten. Überraschend war auch eine relativ hohe Inzidenz von blande verlaufenden Hashimoto-Thyreoiditiden, die durch die Bestimmung der thyreoidalen Peroxidase- (TPO-) Antikörper nachgewiesen wurden.
Durch Gabe von Jodid oder einer Kombination von Jodid und Levothyroxin konnte innerhalb von drei bis sechs Monaten eine Reduktion des Schilddrüsenvolumens um durchschnittlich 10 - 20 % erreicht werden.
Darüber hinaus sind in den letzten Jahren zahlreiche Studien vorgelegt worden, die auch bei klinisch nicht manifesten Schilddrüsenfunktionsstörungen Beeinträchtigungen der Fertilität nahe legen, die praxisrelevant sind und auch therapeutisch im signifikanten Umfang beeinflusst werden können.
Bei der geschlechtsreifen Frau mit Hypothyreose finden sich in einem hohen Prozentsatz erhöhte Prolaktin-Konzentrationen, wahrscheinlich als Folge der gesteigerten endogenen TSH-Sekretion. Die Hyperprolaktinämie führt zu einer Corpus-luteum-Insuffizienz.
Zyklusstörungen bestehen bei Hypothyreose häufig auch dann, wenn keine Hyperprolaktinämie vorliegt, so dass bei der Abklärung einer Sterilitäts- bzw. Infertilitätsproblematik grundsätzlich die Abklärung der Schilddrüsenfunktion unter Einschluss eines TRH-Testes folgerichtig erscheint.